Geschrieben im März 2018
Eigentlich müssten wir der freundlichen Dame und ihrem wasserbegeisterten Labrador danken. Die beiden haben uns gezeigt, wo es an der Zürcher Allmend in Brunau die besten Plätze gibt, um einen Hund zu wässern, sozusagen. Der etwas ältere Kumpan sprang wie verrückt den Stöcken hinterher, die seine Zweibeinerin ihm in die Fluten warf. Und beides – Stöcke und Fluten – gibt es an der Allmend reichlich, denn die Sihl, die mitten durchfliesst, bringt aus den Bergen allerlei Gestocks mit. Der Kumpan sprang also voraus. Und Lotte hinterher. Jedenfalls fast. Immer dann, wenn ihr das Wasser zu tief war und sie also hätte schwimmen müssen, um zum Stock-Ziel zu gelangen, drehte sie um. Frustriert. Aber nicht frustriert genug, um doch mal die Pfoten nicht zum Laufen, sondern zum Rudern, pardon: Schwimmen zu nutzen.
Wir haben uns das gemerkt. Und sind bei allen folgenden Allmend-Spaziergängen an diese Stellen gegangen. Ich hab’ Stöcke geworfen und Lotte sie rausgefischt. Es wäre gelogen zu sagen, ich hätte die Stöcke immer mehr gen Flussmitte geworfen. So gut kann ich überhaupt nicht zielen. Aber Lotte ist jedenfalls immer wieder hineingesprungen. Immer wieder. Die Stöcke, die zu tief in der Mitte waren, hat sie ziehen lassen. Der Unmut darüber stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Heute kam die grosse Wende: Der Stock ist nur noch wenige Centimeter von ihrer Nase entfernt. Und sie fasst sich ihr – ohnehin ziemlich grosses – Hundeherz. Und schwimmt.
Ich hab’ ja schon oft gesehen, wie meine Lotte aussieht, wenn sie glücklich ist. Aber heute war sie über sich selbst so erfreut, dass es aussah, als wäre sie kein Hund, sondern ein Reh. Wie die sprang sie in der Mitte ihres Körpers hoch, raste danach wie besessen hin und her über die Wiese, vor lauter Freude über das Geleistete. Als wollte sie rufen: “Schaut her, ich kann’s, ich kann’s, ich bin ein richtiger Labrador – ich kann schwimmen!” Als hätte eine Wasserschildkröte, die immer an Land war, endlich gemerkt, wo sie eigentlich hingehört. Begeisterung, Begeisterung!
Leider war die Freude einmalig. Ich hab’s nicht geschafft, den Stock wieder so gekonnt vor ihre Nase zu platzieren. Dafür waren die Strömung zu stark und meine Wurfkenntnisse zu schwach. Aber ich muss das jetzt trainieren. Ich weiss es.
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