Die Plauschstunde geht los. So eine Plauschstunde ist eine Mischung aus diversen Übungen, die die Hunde nach und nach erlernen sollen. Ich habe sie gewählt, weil mir scheint, dass Lotte nicht eine ausgeprägte Einzelbegabung hat, sondern vieles mag. Sie apportiert, verliert aber bald die Lust daran. Sie macht gerne Tricks, aber sie ist eben auch körperlich veranlagt, findet es zum Beispiel super, Bälle aus der Luft zu fangen. Eine Plauschstunde ist darum gut, weil eben alles ein bisschen geübt wird, alles ein bisschen vorkommt. 

Die Trainerin schreibt schon auf ihrer Homepage, dass es ihr auch wichtig sei, dass die Hunde lernen, zur Ruhe zu kommen. «Das können wir beide lernen», sage ich ihr, und grinse. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung, oder nicht? 

Sie hat diverse Parcours aufgebaut auf der Wiese, die wir mit unseren Hunden erkunden sollen. Da ist zum Beispiel ein Brett, das auf einem Reifen liegt. Das Brett hat verschiedene Oberflächen. Ein Stück mit grüner Kunstwiese, eines, das glatt und – vor allem jetzt mit Schnee – ziemlich rutschig ist, und eines mit Maschendraht. Man kann es umdrehen, dann kommt ein Stück mit Steinchen, eines mit grauem Sand und eines mit spitzem Wellblech zum Vorschein. Auf dieser Seite sieht es endgültig aus wie ein verkürzter Kneipp-Weg. 

Wir sollen den Hund animieren, darüber zu laufen. Ganz ruhig, ganz langsam. Es ginge nicht um Schnelligkeit, sondern darum, dass der Hund auch lerne, seine Hinterpfoten bewusst einzusetzen. Wir starten. Lotte folgt den Leckerlis in meiner Hand, kein Problem. Wir gehen langsam vor. Denken wir zumindest. «Gut», sagt die Trainerin, als sie schauen kommt, «aber ihr könnt noch viel, viel langsamer laufen. Gerade so ein quirliger, energiegeladener Hund wie deiner darf auch mal lernen, zur Ruhe zu kommen.» Ich fühle mich ertappt. Und gleichzeitig froh. Hier wird akzeptiert, wie wir sind, und das zur Grundlage genommen, um darauf Übungen aufzubauen, die uns entsprechen. Hier können wir echt was lernen. Wir kommen wieder. Ganz bestimmt.

Nachschub nach der zweiten Plauschstunde: Wir laufen wieder einen Parcours, diesmal einen mit mehr oder weniger hohen Stangen. Ich gebe mir Mühe, Lotte ganz langsam über die Stangen steigen zu lassen. Die Trainerin kommt, sagt: «Hey, das sieht doch gut aus!» Ich antworte, etwas frustriert: «Aber es könnte schon noch langsamer sein.» Die Trainerin: «Aber Lotte war schon langsamer als beim letzten Mal.» Ich bereue meine Ungeduld. Denn sie hat Recht: Lotte war für ihre Verhältnisse wirklich langsam. Sie gibt sich Mühe, und sie macht Fortschritte, darauf kommt es an. 

Foto: https://dogcenter.ch