Die Solidarität unter Menschen ist ja mitunter nicht besonders ausgeprägt. Ich kann aber feststellen, dass sie – zumindest was das Bellen angeht – unter Hunden sehr ausgeprägt ist. Zum ersten Mal fiel mir das auf, als wir mit der kleinen Lotte Ferien auf dem Land machten, in einem kleinen, schnuckeligen Dorf in der Franche Comté. Da bellte des nachts gerne mal irgendwo ein Hund. Und dann fielen die anderen ein, auch unsere Lotte, die im Zimmer stand und ins Dunkel bellte. Sie hatte ja keine Ahnung, warum der andere anschlug – ob er einen Einbrecher in die Weite schlug, dessen Herrchen oder Frauchen nach Hause kam oder einfach nur eine Katze durch seinen Vorgarten schlich. Aber egal, Lotte fand anscheinend: Wenn der das macht, mache ich das auch. Immer wieder ist mir das aufgefallen, dass Lotte losbellt, bloss, weil das irgendwo ein anderer Hund auch tut.
Wenn wir Fernsehen schauen – und das ist bei uns vor allem der «Tatort» oder der «Polizeiruf 110» am Sonntag – dann hoffe ich schon immer, dass nicht wieder eine Hundestaffel vorkommt, die die Leiche oder Kleidung des Verschwundenen oder was immer suchen soll. Denn wenn die Hundestaffel ausrückt, dann hält es Lotte nicht mehr im Schlaf, nicht mehr auf dem Sofa: Dann springt sie direkt vor den Fernseher. Wenn wir Pech haben, hüpft sie sogar auf das Tischchen, auf dem das gute Stück steht. Das wackelt dann gefährlich vor sich hin, und wir fürchten um Hund und Elektronik.
Das klappt mittlerweile auch zuverlässig bei Pferden oder anderem Getier, das im Film Laut gibt. Wenn sie schweigen, bleibt es auch im Fernsehzimmer still. Lustig eigentlich, dass auch Hunde nicht mehr unterscheiden können, was real ist und was nicht. Schliesslich fehlt doch für sie der Geruch des fremden Tiers, aber in dem Fall scheint das nicht zu stören.