Diesen Beitrag fand ich beim Aufräumen auf dem Computer. Er ist hart, aber er gefällt mir. Drum veröffentliche ich ihn zeitlich deutlich versetzt. Und mit einem Foto, das mich fast sentimental werden lässt…

(Geschrieben im März 2017) Man muss es hart sagen, weil es die harte Realität ist: Eine Hundezucht ist eine brutale Sache. Eine auf Leben und Tod. Der kleinste Welpe vom Wurf nebenan, der war zuerst der Stolz seines Züchters. Er kam viel zu leicht auf die Welt, suchte aber sofort eine Zitze bei Mama und biss sich da fest. Und wuchs und gedieh und alle waren´s zufrieden. Dann, als es für alle nicht nur Mamamilch gab, sondern auch Trockenfutter, frass er es nicht und nahm nicht zu. Ein Notfallbesuch beim Tierarzt zeigt: Etwas stimmt mit seiner Niere nicht. Er muss eingeschläfert werden. Dann, der nächste Wurf, einige Wochen nach unserem. Elf Welpen kommen auf die Welt. Zwei davon tot. Sie haben es nicht geschafft, im engen Mutterleib zu überleben. Vielleicht erstickt in dem Nabelschnurr-Wirrwarr. Das kommt vor, sagt der Züchter. Es klingt traurig und abgeklärt zugleich.

Und dann noch die orangene Schwester. Sie ist ihren Geschwister voraus. Leider auch als erste mit einer Operation, denn sie hat einen Nabelbruch. Nur etwas Kosmetisches, sagt der Züchter, nicht schlimm, nicht lebensbedrohlich. Er kennt sich aus, ist seit über 30 Jahren im Geschäft, ist total vertrauenswürdig. Die Orangene wird demnächst ohnehin kastriert, da wird der Bauchnabel gleich mitverarztet. Tatsächlich wölbt sich eine kleine Haselnuss an ihrem feinen, weissen Welpenbauch.

Lotte hat gar nichts, sagt der Tierarzt. Wenn doch, würde er mir sie umtauschen, sagt der Züchter. Er weiss, dass die Natur in diesem Spiel die besseren Karten hat. Da kann der Mensch noch so viel forschen, impfen, entwickeln, beeinflussen. Wenn die Natur ihre Trümpfe ausspielt, kann er nur dumm in seine mieseren Karten schauen. Aber eines ist trotzdem klar: Egal, was Lotte hätte – der Züchter bekäme sie nicht zurück. Darum würde ich mich schon selbst kümmern. Was immer das auch bedeuten mag. Lotte ist schliesslich ein Hund. Und keine Ware, die man bei Nichtgefallen einfach umtauscht.