Geschrieben im März 2017

Sie ist da. Liegt unterm Tisch und schnarcht. Sie ist noch ganz klein, schnarcht aber wie ein ausgewachsener Mensch. Der Rest ist ganz Kind: Ein Streicheln am Bauch hilft beim Einschlafen, ein Spielzeug am Körper ebenfalls; richtig, richtig wach wird sie, wenn es ums Fressen geht. Und gepinkelt wird tröpfchenweise. Gerne in der Ecke, die Scham zeigt sich schon. Noch lieber im raschelnden Gebüsch, ungesehen von Spaziergängern. Der Züchter hat ganze Arbeit geleistet, mit seinem Zeitungspapier und seinem Kies im Gehege, das Geräusch hat sich eingeprägt.
Auf der Fahrt hierher hat Lotte nur geschlafen. Zwischendurch mal gejunkst, sich umgedreht. Und weitergeschlafen. Und dann, dann war alles neu. Der viele Verkehr in der Stadt – so laut! Die Joggerin am Spazierweg – so rosa und so schnell! Die Strassenbahn, der Bus, die Fahrräder – die Geräusche, das Tempo, fast zuviel für so ein kleines Hundehirn. Und dann noch die neue Wohnung, ohne Mama, ohne Papa und ohne Geschwister. Lotte benimmt sich, als wäre sie auf Koffein. Kann kaum schlafen, schreckt immer wieder auf, sucht hektisch eine andere Position, einen anderen Schlafplatz.
Und ich? Verstehe erstmal nicht viel. Will Lotte schlafen? (Manchmal) Will sie fressen? (Immer: JA!). Will sie spielen? Ich gehe – ebenfalls wie auf Koffein – ständig mit ihr hinunter. Unsicher. Treffe den Nachbarn, der sich als riesiger Hundefreund vorstellt. Und sagt, die erste Nacht mit Welpe bei ihnen zuhause sei schrecklich gewesen. „Wir beschnüffeln uns gegenseitig“, antworte ich auf zahlreiche Mails. „Es ist für alle Neuland.“
Unsere Nacht ist nicht schrecklich. Lotte schläft im Korb im Schlafzimmer. Zweimal werde ich von ihrem Herumlaufen wach und gehe – im Schlafanzug – mit ihr in die Nacht hinaus. Einmal scheint sie wach zu sein, knabbert alles an. Wir machen das Licht aus – sofort ist Ruhe. Ab ca. zwei Uhr schläft sie durch bis fast um neun. Ich kann es kaum glauben. Wer hätte das gedacht? Eine schreckliche Nacht sieht anders aus. Im Moment schläft sie zu unseren Füssen, unterm Tisch. Es sieht aus, als vertraue uns schon jetzt. Mir geht das Herz auf. „Es ist ein toller Hund“, schreibe ich jetzt, „ich glaube, wir werden sehr viel Spass haben.“