Unsere Wohnung hat keiner gefragt. Der Hund kam einfach. Hätte sie ein Wörtchen mitzureden gehabt, die Wohnung hätte alles versucht, das zu verhindern. Die kleine Lotte frass gerne Tapete. Besonders gerne an Wand-Ecken, da kam sie so gut dran. Alle Wandecken mussten dran glauben, beinahe jedenfalls. Die grössere Lotte findet auch noch genug Betätigungsfelder. Der Türstopper hinter der Wohnungstür, der stört ihr Ordnungsbefinden. Daher hat sie auch mal einen Wasserhahn verbellt, der etwas unmotiviert aus der Hauswand ragt. Man kann das sogar nachvollziehen: Was macht der da? Und warum gerade da? Der Türstopper also. Das hat sie das Plastik von der Schraube abgekaut. Die Schraube stört aber auch noch. Die Spuren ihrer Krallen sieht man auf der Tapete. Jedenfalls, wenn man genau hinschaut. Und mein Mann schaut sehr genau hin. Er hat sich mit der Tapete verbündet, die beiden leiden jetzt gemeinsam. Auch die Fugen der Steine leiden mit. Auch sie ragen unmotiviert mal hoch, mal runter. Da kann man doch toll drüber kratzen. Findet Lotte. Dem Stein ist es zum Glück egal. Die Fugen sind auch hart im Nehmen. Aber sie leiden eben doch. Sie leiden also alle: Mann, Türstopper, Tapeten, Fugen. Ich verstehe das. Letztens wurde also ein bisschen renoviert, die Tapete neu gemalert. Dabei stellte sich heraus: An der Stelle, die der Hund besonders arg bearbeitet hat, fand sich ein Schimmelfleck. Seither weiss ich: Lotte ist nicht nur die lustigste, liebste, verrückteste Labradorhündin der Welt. Sondern auch ein Baustellenmangel-Suchhund.

Übrigens: Billig war die Renovierung nicht. Das sollte man auch bedenken, bevor man sich so ein Fellbündel ins Haus holt. So viel Ehrlichkeit muss sein.

Übrigens Zwei: Letztens war eine Freundin zu Besuch. Sie hat keinen Hund, aber drei Kinder, sie kennt also das Problem von Hunden, Tapeten, Fugen und betrübten Gatten. Sie empfahl mir sogenannte Radierschwämme. Teufelszeug das – funktioniert auch bei Hundekrallenspuren auf der Tapete hervorragend.