Auf dem Schluchtensteig haben Lotte und ich unsere erste Mehrtagestour in Angriff genommen. Zwei Tage wollen wir laufen, an einem 17, am nächsten 13 Kilometer, also insgesamt 30 der 116 Kilometer. Mit Bahn und Bus fahren wir nach Achdorf, wo ich uns in der Scheffellinde eine Übernachtung gebucht habe. Wir kommen am Nachmittag an und haben noch genug Zeit, ein wenig in der Gegend herumzustiefeln (in meinem Fall), beziehungsweise herumzurennen (in Lottes Fall). Das ist gut so, denn am Abend ist Lotte rechtschaffen müde und bleibt im Restaurant weitgehend brav unterm Tisch liegen, während ich oben drauf ein Wildschweingeschnetzeltes verzehre. Wie frisch die geliefert werden merke ich am Morgen, als ein geländetaugliches Auto im Anhänger drei ausgenommene, aber noch gut erkennbare Wildschweine anliefert.

Aber da sind wir schon auf dem Weg, der direkt hinterm Haus losgeht und sich idyllisch durch die Wiesen schlängelt, später parallel zu einer wenig befahrenen Strasse, dann im Wald mit Feldern dran – die Lotte im Rasetempo begutachtet, froh, endlich von der Leine zu sein. Dann kommen wir zur Wutachmühle und damit zum Beginn der Wutachschlucht. Ich lerne, dass es eine Gutach und eine Wutach gibt, weil die eine eine Gute, und die andere eine Wütende ist. So einfach und anschaulich kann Geographie sein. Komplizierter ist die Tatsache, dass die Wutach vor Urzeiten in die Donau floss, dann ihren Lauf änderte – und ab sofort in den Rhein mündet. Genauer vereinigte sich die frühere Feldberger Donau mit der ursprünglichen Wutach, machte diese zu einem viel grösseren Fluss und gab ihm so die Kraft, die heutige Wutachschlucht auszugraben.

Bei Wutachmühle müssen wir erst eine gewisse Höhe erklimmen, um von da ins Tal abzusteigen. Bald schon merke ich: Die Strecke ist bei Hündelern sehr beliebt. Meine Bedenken, Lotte freizulassen, lasse ich bald sausen, weil die anderen Vierbeiner auch begeistert frei durch die Gegend laufen. Menschen ohne Hund sind hier ohnehin, scheint mir, in der Minderheit. Klasse, denn so können Mensch und Tier die Gegend geniessen, immer wieder hinunter zum Fluss absteigen, auf schmalen Felspfaden am Gewässer entlang balancieren, auf Steigen wieder hoch hinaus klettern, um die Aussicht zu geniessen, oder die Wutach auf Stegen, gerne auch kombiniert, überqueren. Immer wieder aber hat der Fluss Platz, bildet dann kleine Überflutungsgebiete, nur auf dem Boden zugewachsen, durch die der Weg führt. Nein, dieser Steig ist sicherlich kein Klettersteig, und er ist auch nicht so gefährlich, wie die Hinweise vermuten lassen können. Aber ja, man sollte ordentliches Schuhwerk anziehen und damit rechnen, dass es sicherlich vor allem in Regenzeiten glatt sein kann. Und wer nicht schwindelfrei ist, kann auch Probleme kriegen. Aber für Zweibeiner, die abenteuerliche Wege lieben, und vielleicht auch noch von Vierbeinern begleitet werden, die Wasser lieben, ist das hier ein wunderbares Wandergebiet.

Der Schluchtensteig im Internet www.schluchtensteig.de

Hotel Scheffellinde in Blumberg-Achdorf https://www.scheffellinde.de