Geschrieben im Mai 2017

Im Welpenkurs lernen wir beide viel. Lotte lernt, und ich lerne auch. Lotte etwa lernt, Mut zu haben und Respekt. Da ist Amarok, ein Samojede, ein wunderschönes, weisses Wollknäuel, einige Wochen älter als Lotte. Er ist ängstlich, bellt viel, aber ist auch schon deutlich grösser. Er darf zuerst mit Lotte spielen. Sie hüpft auf ihn zu, tänzelnd, gespannt. Er rennt sie um, beginnt, sie zu jagen. Sie weiss nicht, wie ihr geschieht. Ihr ganzer Körper scheint zu sagen: „Aber ich wollte doch nichts Böses….!”

Sie rennt davon, den Schwanz eingekniffen, ist nicht schnell genug, überkugelt sich. Die Arme. Wir fangen die beiden ein. Lotte bekommt einen zweiten Versuch, jetzt darf sie mit Jetdo spielen, dem Zwergschnauzer. Der ist auch ängstlich, bellt noch mehr als Amarok. Ist aber auch viel feiner. Er und Lotte gehen aufeinander zu, umkreiseln sich, beschnuppern sich, nähern sich an, gehen wieder weg. Wie zwei höfliche Menschen, die sich gerade erst kennengelernt haben. Schönes Wetter heute. Ja, wirklich. Schön, Sie zu sehen. Danke, auch erfreut. Dann hüpfen sie aufeinander zu, wieder voneinander weg. Die zwei könnten Freunde werden. Wenn man ihnen Zeit lässt.

Und was lernen wir, die Zweibeiner? Die Hundetrainerin beachtet Lotte, die begeistert an ihr hochspringt, überhaupt nicht. Wir sollen es auch so machen, sagt die Trainerin. Hochspringen einfach nicht beachten. Dann liessen es die Hunde am ehesten wieder sein. Ähm, auch wenn sie sich doch so freut, mich zu sehen? Auch dann. Hunde-Erziehung ist hart. Aber Konsequenz ist das Zauberwort. Genauso beim Thema Knabbern. Lotte knabbert alles an, was sie findet. Zimmer-Ecken, Teppiche, Kabel. Und Finger. Und Kleidung, die ihre Menschen anhaben. Nein, es tut nicht wirklich weh. Die Zähnchen sind klein, ziemlich spitz. Wir sehen schon jetzt aus, als hätten wir eine Katze. Auch hier: Konsequent sein. Wenn sie damit anfängt, Hände auf den Rücken, Spiel unterbrechen. Spielen wir? Nein, so spielen wir nicht. Aber es ist doch so süss?!? Nein, so spielen wir nicht.

Andererseits: Das Knabbern beruhigt die Welpen. Vor allem dann, wenn sie völlig aufgeregt sind, etwa kurz vor dem Einschlafen. An Knabberspielzeug dürfen sie herumbeissen. Es wirkt wie ein Schnuller für Babies und Kleinkinder. Aber eben: Unsere Finger sind keine Kauwerkzeuge. Ich hoffe, sie lernt den Unterschied noch. Denn wie sie Kauspielzeug kleinkaut und auffrisst – so soll sie wirklich meine Fingern nicht traktieren.