Geschrieben im Juli 2017

Lotte ist noch klein, darf nicht so lange laufen. Mir aber jucken zunehmend die Füsse – endlich mal wieder richtig wandern! Der Kompromiss erwartet uns im Schwarzwald. Ein uralter Wanderführer «Schwarzwald Wandern 2001» verspricht «12 abwechslungsreiche Rundtouren». Viele sind für in Zürich lebende Menschen sehr weit weg, aber eine klingt nicht nur spannend, sondern ist auch nah: «Rund um die Teufelsküche» soll es gehen, aber schon den Untertitel «Eine Drei-Schluchten-Wanderung» müssen wir uns sparen – drei Schluchten kann Lotte auf keinen Fall. Mühsam suchen wir uns per Landkarte – ich habe ein gestörtes Verhältnis zu Navis – den Weg nach Görwihl. Und kommen dabei am Gasthaus Löwen vorbei, der schon von aussen toll aussieht. In Görwihl, nach anderthalb Stunden Fahrt, ist die Entscheidung an der Ortskarte schnell gefällt – die Teufelsküche bleibt für ein andermal, aber der Löwen ist für heute. Schnurstracks führt uns der Weg aus dem Ort hinaus und durch den Wald hinunter zur Albschlucht. Selig rennt Lotte herum, fetzt hierhin, fetzt vor, fetzt zurück, fetzt dorthin. Immer in Sichtweite, ein perfekter Ort, um den Rückruf zu üben, und ein noch perfekterer, um hinterher glücklich zu konstatieren: «Das wird, sie lernt es!». Der Albbach ist meist zu tief unten, das wird die kleine, wasserbegeisterte Labradorseele ein wenig gequält haben. Aber sonst ist sie im Himmel. Wir auch, denn wir treffen kaum andere Wanderer. Wohl, weil der Hotzenwald nicht zu den Touristenorten der Gegend gehört. Und es ist ein wunderschöner, dichter Wald. Nur rund um den Löwen treffen wir Leute, aber die meisten von ihnen stehen mit ihren Autos auf dem Parkplatz und scheinen sich nicht auf unsere Wanderwege zu verirren. Als wir im Bogen durch ein Tal zurücklaufen, wieder im Wald und damit im Schatten, sehen wir auch mal ein Reh. Aber eben: Die Zweibeiner sehen es, der Vierbeiner kapiert gar nichts. Zum Glück. Und kommt umstandslos an die Leine. Als wir einsteigen, überwinde ich meine Scheu vor Navis. Und wir erleben eine Überraschung: «Sie erreichen Ihr Ziel in 60 Minuten», sagt die Stimme. Das Navi hat uns endgültig überzeugt: Der Schwarzwald ist wunderschön, toll für Menschen und Hunde. Und auch für uns viel schneller zu erreichen als gedacht.

Route: Görwihl, Richtung Höllbachwasserfälle, mit dem gelben Rhombus an der Albschlucht entlang Richtung Tiefenstein. Gasthof Löwen in Görwihl-Tiefenstein. Gleich Tiefenstein rechts in den Ort und sofort in der Strassenbiegung im Tal (der Rhombus ist – nicht sehr gut sichtbar – an einer Unterschlupfhütte angebracht) wieder rechts in den Wald.

Nachtrag August 2018: Wir sind den Weg noch einmal gelaufen, er war so schön! Zusätzlich machen wir von Görwihl aus einen Bogen über die Höllbachwasserfälle (In der Dorfmitte Richtung Teufelsküche/Strittmatt laufen). Ein kurzes Stück geht über das Görwihler Hochplateau und damit ohne Schatten, aber bald tauchen wir in den Wald ein und treffen insgesamt fünf Wanderer. Ein wunderbar abwechslungsreicher Weg, Dauer vielleicht 2,5 Stunden. Die längere Tour über Hohenfels ist dann für ein anderes Mal. Und das kommt bestimmt.