Die Riechteller sehen aus wie Picknickteller aus Plastik, allerdings mit einem Loch im Boden. Sie werden sozusagen falsch herum auf den Boden über Leckerlis gelegt. Ein Hundeanfänger bekommt Leckerlis unter jeden Teller, Fortgeschrittene müssen erschnüffeln, wo Leckerlis sind und wo nicht. Das Loch im Boden erleichtert die Schnüffelei. Kleine Hunde können ihre Schnauze durchs Loch stecken und das Leckerli fressen, grosse wie Lotte müssen die Teller irgendwie vom Fleck wegbewegen. 

Das erste Learning, wie das ja heute heisst, hat mal wieder die Zweibeinerin. Weil Lotte die biegbaren Teller sofort zerbeissen will, räumt die Zweibeinerin in der zweiten Riechteller-Runde die Teller weg, unter denen Lotte das Leckerli schon gefressen hat, um sie vor Zerstörung zu schützen. Und auch, um selbst zu wissen, wo jetzt nicht mehr gesucht werden muss (die Zeiten, in denen ich gut war im Memory sind lange her; ich bezweifle, dass es sie je gegeben hat). 

Lotte also beisst erstmal die Teller weg. Das klappt nur bedingt, weil die sehr dünn sind. Besser funktioniert es, wenn Lotte versucht, sie mit der Schnauze oder den Pfoten zu verschieben. Aber Lotte ist nicht der Typ für gute Taktiken, eher so Typ Hektikerin. Also macht sie es mal so, mal so und kommt auch damit zum Erfolg. Und tatsächlich auch ein wenig zur Ruhe, denn Schnüffeln ist anstrengend, verlangt hohe Konzentration und macht schnell müde. Dass in der Nähe andere Hunde sind, spielt da schon bald keine Rolle mehr. 

Allerdings hat Lotte schnell erschnüffelt, wo Leckerlis versteckt sind. Und wenn alle gefressen sind, muss die Zweibeinerin irgendwie neue Leckerlis unter die Teller befördern und der Hund also ein wenig abseitshocken. Und dort bleiben. Klar, die ersten Male mache ich Lotte am Zaun fest, und sie wartet brav. Aber dann denke ich, dass wir ja auch hier sind, um Konzentration zu lernen, auch in Anwesenheit anderer Hunde. Und da gibt es kein Zwischending zwischen «Wartenlassen angeleint» und «Wartenlassen ohne Leine». 

Kurz: In der dritten Plauschstunde lasse ich die Leine auf den Boden fallen und ordere Lotte mit einem dezidierten «Sitz!» und mehreren noch dezidierteren «Bleib!» auf, ruhig zu warten. Hätte es doch nur halb so viele Teller gegeben oder hätte ich die Teller doppelt so schnell bestückt – Lotte hätte die Aufgabe mit Bravour gemeistert. Denn zunächst sitzt sie ganz brav da und schaut mir zu. Aber wie ein Fass, das langsam vollläuft, springt sie plötzlich hoch und rast auf einen anderen Hund los. Sie ist zu schnell und ich zu langsam. Aber immerhin: Eine Zeitlang sass sie ruhig. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, mühsam bringe ich meine Hündin dazu, die anderen Hunde zu ignorieren und sich auch beim Riechteller-Schnüffeln nur auf mich zu konzentrieren… Und mühsam kapiere ich, die Schwierigkeit der Aufgaben langsam zu steigern. Ich hätte ja auch einfach nur die Hälfte der Teller bestücken können. 

Foto: Dogcenter.ch