Wir sind sehr begeisterte Hunde-Eltern oder -Besitzer oder Zweibeiner oder was immer. Weil wir beide selbstständig sind, brauchen wir niemanden, der Lotte in der Woche beaufsichtigt. Aber es gibt eben schon Dinge, die man mit Hund nicht machen kann. Ins Theater gehen, ins Kino oder ins Museum, zum Beispiel. Lotte fände es auch super doof, ein Wochenende mit uns nach Paris zu fahren. Ich aber würde so gerne mal wieder nach Paris. Oder nach Lyon. Oder nach München. Einfach mal einen Tapetenwechsel. Und dann ins Museum, ins Kaufhaus, in kleine Läden, in Restaurants hocken. In Strassencafés. Und schauen. So schön, das alles. Aber alles kein Programm, das Hunde von den Pfoten haut. Kurz: Wir suchen derzeit nach Hundesittern.
Da war zuerst die Tochter der Nachbarin. Die war völlig begeistert, hat Lotte mal übers Wochenende genommen, kam mal am Abend vorbei, wenn wir länger im Theater waren. Jetzt ist sie Mutter geworden. Das ist sehr schön für sie. Aber Lotte und ich, wir finden es total schade, dass sie jetzt statt Hunden sozusagen ihr Baby sittet.
Dann ist da ihre Mutter. Sie wohnt gerade schräg gegenüber. Sie ist eine gute Freundin und total unkompliziert. Sie geht gerne mal mit Lotte am Schwimmbad entlang, wenn wir länger im Theater sind. Aber sie tut nicht mal so, als wäre sie eine Hundenärrin, sie sieht das eher pragmatisch. Und ist sehr hilfsbereit. Kurz: Wir suchen jetzt wieder jemanden, der länger auf Lotte aufpassen könnte und sich mit ihre eine schöne Zeit machen möchte.
Dann ist da der freundliche Bekannte. Er läuft ab und zu mit dem Hund von Freunden im Hof herum. Er wurde angesprochen und sagte, er könne schon mal länger mit Lotte spazierengehen. Das hat er auch gemacht. Schon zweimal. Beim zweiten Mal hat ihn Lotte gesehen, und wir waren fortan Luft für sie. Etwas Neues erleben, das findet Lotte nämlich grossartig. Am Abend war ich wieder versöhnt, als sie begeistert auf uns losstürzte, als er sie wieder ablieferte. Am Vormittag hat er noch allzu grosse Erwartungen dämpfen wollen: Zweimal im Jahr könne er schon mit ihr gehen. Aber nicht viel öfter. Das ist schön. Aber das hilft uns natürlich überhaupt nicht. Am Abend hatte Lotte auch ihn um ihre weiche, schwarze Pfote gewickelt. Doch, doch, sagte er jetzt, er könne schon öfter mit ihr gehen, auch mehr als zweimal im Jahr. Und ob er sich auch mal spontan melden dürfe, wenn er Lust habe auf einen Spaziergang? Klar, natürlich darf er! Jederzeit! Ich weiss ja selbst, wieviel lustiger es ist, mit einem Hund spazieren oder auch wandern zu gehen, als allein…
Aber unser Problem war damit doch nicht wirklich gelöst.
Also schaute ich im Netz, ob ich noch wen anders finden würde. Und merkte schnell: Lotte ist privilegiert. Die meisten Vierbeiner leben nämlich bei Zweibeinern, die im Büro arbeiten und deshalb regelmässig mehrfach in der Woche einen Hundesitter suchen. Die meisten Dogsitter bieten daher ihren Service in der Woche an, und wenn sie eine Pension für Ferien oder Wochenende haben, dann oft nur für die Hunde, die sie auch in der Woche betreuen. Die fielen für uns alle flach – und die Liste der Anwärter wurde immer kleiner.
Da erinnerte ich mich an einen kleinen Aushang, den ich auf einem nahen, bei Hunden beliebtem Grünstück gesehen hatte. Ein kleiner Hund, ein kurzhaariger Chihuahua, wie ich jetzt weiss, empfahl uns sozusagen aus dem Hundehimmel sein Frauchen. Das wolle noch keinen anderen Hund nach ihm haben, die Trauer sei noch zu gross. Aber sie vermisse die Vierbeiner. Und würde deshalb Dogsitting in der Nachbarschaft anbieten. Am Telefon offenbarte sich eine patente Frau, gleich für den nächsten Tag verabredeten wir uns auf dem besagten Grünstück.
Aber was soll ich sagen? Einen Spaziergang und einen Probetag später beschied sie uns, doch lieber nur kleine Hunde hüten zu wollen. Sie sei krank gewesen und wolle sich die grösseren (noch) nicht zumuten. Drei Tage hatte ich frohlockt, weil ich dachte, unser Problem sei gelöst. Am vierten suchte ich wieder weiter. Am fünften gab mir die patente Frau die Nummer eines Freundes, am sechsten wusste ich: Auch er hütet nicht am Wochenende. Ich hoffte, ich könnte in diesem Post das Thema abschliessend behandeln. Leider wartet es noch auf sein Happy End. Und Paris wartet auch noch immer auf mich. Si triste!