Lotte ist mittlerweile weit gereist; und da blieb es nicht aus, dass sie immer mal wieder auch in Hotels schlafen musste. Klar, ich erkundige mich vorher, ob Hunde erwünscht sind, und drum ist das kein Problem. Man wird es etwas eingeschränkt in der Hotelauswahl, aber darum soll es jetzt nicht gehen. Es soll vielmehr darum gehen, dass sich Lotte in Hotelzimmern immer einen Schlafplatz suchen muss. Mit unserer Wunderdecke markierte ich ihr den Platz, von dem ich dachte, dass er ihr gefallen könnte. Meist lag ich richtig damit: Ein bisschen in der Ecke, aber alles im Blick. Und natürlich: Nah bei die Leut.

Das Problem kam immer, wenn ich mit ihr allein unterwegs war und kein richtiges Einzel-, sondern sozusagen ein falsches Einzelzimmer bekommen hatte, in dem man für ein Doppelzimmer den Einzelzimmerpreis bezahlt. Oder wenn Lotte allein im Zimmer bleiben musste, weil etwa die Dusche auf dem Gang war, Hunde in Restaurants unerwünscht waren oder Lotte aus anderen Gründen allein im Zimmer bleiben musste. Da fand sie dann fast immer, dass es grosse, schöne, leere Flächen gab, auf denen sie doch wunderbar liegen könnte. Manchmal sprang sie auf das Sofa, und manchmal eben auf die Betten.

Klar, sobald ich da war, trieb ich sie sofort runter. Und natürlich darf sie bei uns zuhause auch nicht ins Bett (die Hundebesitzer, die das erlauben, sollen mir nie erklären, dass ihr Hund nicht auf dem Hotelbett schläft – oder sie sollen mir gleich ihr Wundermittel beibringen, wie sie dem Hund den Unterschied erklären). Gut. Ich aber war nicht immer da. Oder schlief in der Nacht auf dem einen Bett – und hatte eine grosse, verlockend-freie Fläche neben mir. Ich will nicht wissen, wie oft Lotte immer wieder auf das zweite Bett gesprungen ist und wieviele Male ich sie – irgendwann im Halbschlaf, und irgendwann sehr enerviert – wieder herunterbeordert oder herunterbugsiert habe. Spät in der Nacht gab ich dann meist auf, weil ich einfach mal schlafen wollte. 

Umso glücklicher war ich, als sich folgendes begab: Wieder einmal waren wir lange gewandert, wieder einmal hatten wir für die Nacht ein falsches Einzelzimmer bekommen. Und ich sagte zu der Wirtin, dass ich nicht wisse, wie ich dem Hund erklären solle, dass er nicht auf dem freien Bett schlafen dürfe. Die Frau, sehr patent, fackelte nicht lange, sondern legte diverse Betttücher auf das freie Bett und erklärte: Das sei Weisswäsche, die könne sie bei 90 Grad kochen, danach seien die wieder sauber. Das brauchte mich auf eine Idee: Seither reise ich immer mit einem schwarzen Spannbetttuch, das ich auf den unbedeckten Betten festzubbele. Das Tuch ist nicht schwer, es reiste letztens auch im Wanderrucksack mit. Es hat eine eindeutige Oberseite und damit eine eindeutige Unterseite. Am Morgen packe ich es, mitsamt Lottes Haaren, wieder in meinen Rucksack. Und habe seither halbwegs Ruhe. Auch nachts.