Da ist Nurejews Hund Oblomow. Als sein Herrchen, der berühmte russische Tänzer, stirbt, landet Oblomow bei Olga Piroshka. Oblomow trauert. Und obwohl er von Statur her nicht sehr leichtfüssig ist – er scheint eine Art Bassetthound zu sein – beginnt er vorsichtig, Nurejews Tanzschritte nachzuahmen. Elke Heidenreich beschreibt das in «Nurejews Hund» so fein, so einfühlsam, dass es kein bisschen kitschig wirkt. Und einem dieses merkwürdig tolpatschig-rührende Tier sehr, sehr ans Herz wächst. 

Und da ist Dr. Freud, ein Hund, der sich die Sorgen seines Frauchens anhört, als wäre er ihr Therapeut. Und dem sie in Therapiesitzungen ihr Herz ausschüttet. Hier ist der Ton ein völlig anderer: Doris Dörrie blitzt der Schalk, der Witz, die Ironie durch jede Zeile. Weiter kann man die Frage, wer hier Mensch ist, wer Tier ja auch kaum treiben. Und wer liegt hier beim wem auf der Pritsche – der Mensch beim Menschen oder der Mensch beim Hund? 

19 namhafte Autoren schreiben über Hunde, berühmte und weniger berühmte. Rührende und garstige, talentierte und weniger talentierte, reinrassige und kreuz-und-quer-gemischte. Einer spielt Klavier mit der Schnauze, einer, der das Herz von Donna Leon erobert, ist ein Sprengstoffspürhund, einer hat zwei Herrchen, einer wird von einem zum anderen Herrchen weitergereicht, bis er selbst entscheidet, zu wem er gehören möchte. Und einer, natürlich «Baron» in der Geschichte von Patricia Highsmith, schafft es trotz fortgeschrittenen Alters, sich seines ungeliebten neuen Herrchens zu entledigen.

«Die schönsten Hundegeschichten», ein Diogenes-Sammelband, ist sicherlich nicht das einzige Buch seiner Art auf weiter Flur – dazu ist das Thema viel zu massentauglich. Aber es ist ein Exemplar, das wunderbar auf dem Nachttisch liegen kann – und herrliche Einschlafgeschichten bietet. 

Die schönsten Hundegeschichten, ausgewählt von Daniel Kampa. Von Patricia Highsmith, John Irving, Marie von Ebner-Eschenbach, Kurt Tucholsky, Joseph Roth und 14 anderen berühmten Autoren.