Es ist ein bisschen absurd, ich gebe es zu, aber ich bin tatsächlich mit einem Schweizer Reiseveranstalter durch den Schwarzwald gelaufen. Ich hätte mir das natürlich auch alles selbst organisieren können, es wäre sicherlich viel günstiger geworden. Aber ich war schlicht zu faul, wollte mir die Zeit nicht nehmen. Und ausserdem: die Tour ist nicht als durchgehender Wanderweg ausgeschildert, gehört nicht zum West-, Süd-, Mittel- oder sonst einem Weg oder Steig. Sie geht einfach durch das Herz des Hochschwarzwalds. Ich bin ja lange um den Westweg herumgekurvt, in Gedanken und mit Internetrecherchen. Aber ich hatte erstens keine Lust, so lange Etappen zu laufen, wollte das Ganze lieber ein wenig geniessen. Und ausserdem wäre es auch für Lotte zu viel gewesen, sechs Tage hintereinander sechs Stunden oder mehr reine Gehzeit zu absolvieren. So waren es zwischen vier und sechs Stunden, zwischen 16 und 23 Stundenkilometer – und das war für uns beide perfekt. Es blieb noch Zeit zum Regenerieren für Lotte und Zeit zum Schauen und Staunen und auch Regenerieren für mich.
Eurotrek.ch, so hiess das Reiseunternehmen, hatte eine Tour ausgeklügelt, die von Saig in einem riesigen Bogen zum Feldberg und nach Todtnau ging und über den Schluchsee wieder zurück nach Saig. Der Weg war ganz eindeutig das Ziel, denn auf der Karte schlug unser Weg viele Bögen und Kurven, die hätte man auch mal abschneiden und so ordentlich abkürzen können. Am extremsten am ersten Wandertag: Von Saig nach HInterzarten kann man in gut anderthalb Stunden gehen, schätze ich, weniger sogar vielleicht. Wir aber gingen 16 Kilometer und fünf Stunden, laut Beschreibung (ich war so happy beim Laufen, ich hab überhaupt gar nie auf die Uhr geschaut. Ich bin einfach losgewackelt und irgendwann angekommen. Fertig Planung. Dank gutem Kartenmaterial.)
Also, von Zürich aus kommt man auf zwei Wegen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Saig. Den einen, den üblichen, nahmen wir auf dem Hinweg: Zug nach Basel, weiter nach Freiburg. Hoch mit der Höllentalbahn nach Titisee, Bus nach Saig. Wer´s nicht kennt: Die Höllentalbahn ist zwar heut vielleicht nicht mehr höllisch, aber steil und kurvig und total lustig zu fahren. Rechtssitzer (in the direction of travel) sehen ins Tal, Linkssitzer schauen in den Berg. Dann gibt es noch eine andere Strecke, aber die kriegen wir später (Gruss an Lehrer Bömmel aus der «Feuerzangenbowle»).
Lotte und ich sitzen also in der Bahn und schauen nach draussen. Das Elend, wie viele finden, fiel in Form dicker Regentropfen vom Himmel. Die Aussichten für die nächsten Tage: trübe. Dann weniger trübe. Dann noch weniger trübe. Und am letzten oder vorletzten Tag: schön. Dazwischen: kalt. Aber Lotte und ich, wir sind von der «Heisse-Sommer-müssen-echt-absolut-nicht-sein-Fraktion». Wir finden: Wolken am Himmel sind viel fotogener. Wir finden: Anziehen geht immer, ausziehen irgendwann nicht mehr – Lotte findet: Mein Fell hält mich im Winter warm. Im Sommer weiss ich oft nicht wohin mit mir.
Kurz: Wir kommen mit dem Bus in Saig an – und stehen im Regen. Und staunen trotzdem. Denn Saig ist gleich die erste Entdeckung: So ein schöner, ruhiger, ausgeglichener Ort. So eine tolle, unaufgeregte Lage. Hingebettet an einen Hügel. Und dazwischen: Wiesen, Wiesen, Wiesen. Und der Marktplatz: Für Lotte ein Traum. Auch er: Eine riesige Wiese. Es giesst in Strömen, aber ich habe michs kaum umgezogen, da rennt sie schon begeistert auf der Wiese herum. Hundeherz – was willst du mehr? Welches Hundeherz braucht schon Cafés auf dem Marktplatz oder gar Geschäfte… Na, eben! Und da wusste das Hundeherz noch gar nicht, was in den nächsten Tagen auf es zukommen würde. Hätte es das gewusst, es wäre wohl vor Freude schier verrückt geworden.