Geschrieben im Juni 2018

Hester M. Eick: So werden wir ein Team. Entspanntes Hundetraining für den Alltag, Eugen Ulmer Verlag 2016, 110 Seiten

Das Schönste an dem Buch von Hester M. Eick: Es nimmt sich nicht so superwichtig. Es sagt, was sein muss, was sein müsste und was sein könnte. Und überlässt die Entscheidung dann dem vernünftigen Zweibeiner. Und nimmt damit – endlich macht das mal einer – auch den Druck von ihm. Da macht das Lernen doch viel mehr Spass, wenn man schon im inneren Buchumschlag per Comic gesagt bekommt: «Have fun!» oder «Seien Sie positiv!» oder «Fehler passieren – ärgern sie sich nicht darüber».

Mir tat das jedenfalls wunderbar gut, dass mal jemand mir nicht sagt, was ich mit Hund zu tun und zu lassen habe. Das passiert mir nämlich ohnehin schon viel zu oft. Und viel zu oft kommt meine verhasste Lieblingsfrage: «Haben Sie denn schon Hundekurse besucht?» Als ob danach – schwupp! – alles richtig wäre. Schliesslich will der Frage ja nur sagen: «Es wäre mal an der Zeit! So wie Ihr Hund sich benimmt…». Als ob man nicht schon -zig Kurse besucht hätte. Und als ob etwa die Fragenden als Kinder immer alles sofort und ausnahmslos richtig gemacht hätten, nachdem man ihnen in der Schule beigebracht hat, wo es lang zu gehen hat. Und überhaupt: Richtig, was heisst denn das? Heisst das nicht auch: mal Spass haben, mal über die Stränge schlagen, mal was schiefgehen lassen und laut drüber lachen?

Hester M. Eick jedenfalls kann lachen, und sie macht es gerne, so scheint es mir jedenfalls nach der Lektüre. Aber natürlich stellt auch sie richtig konkrete Regeln auf, wo das Hundekörbchen stehen, in welcher Reihenfolge Besuch begrüsst werden sollte und dass Ruhe eingekehrt sein sollte, bevor man hinausgeht. Aber eben: Vorher rät sie, sich zu überlegen, welche Regeln man für den Alltag wirklich braucht. Und welche man sich von anderen aufzwingen lässt. Und man sollte nur die ersteren anwenden und die anderen weglassen. Puh! Wie schön, wenn das Regelwerk zusammenschnurrt und nicht nur für den Vier-, sondern auch für die Zweibeinerin überschaubar wird.

Eick baut ihr Buch in vier grosse Kapitel auf: Nach den Basisübungen kommen Tipps, wie man das Training gut gestalten kann, wie man also richtig trainiert und belohnt. Dann geht es zu Basis-Kommandos und Übungen für einen entspannten Alltag und schliesslich zu Tipps aus der Praxis mit konkreten Beispielen.

Das kann man brav der Reihe nach durchlesen, was sich für Anfänger anbietet. Mittlerweile finde ich es aber auch grossartig, das Werk irgendwo aufzuschlagen und loszulesen. Meine aktuelle Trouvaille: Der simple Hinweis, dass sich das schwierige Thema Hundebegegnungen auch als beiderseitiges Aufschaukeln beschreiben lässt. Dass der Vierbeiner also nervös in die Leine springt, weil er spürt, dass auch die Zweibeinerin nervös ist. Und so schwer der Hinweis zu befolgen ist, man möge doch als Zweibeinerin bitte etwas ruhig sein und vor der Begegnung mit dem anderen Hund mal tief ausatmen, umso viel sinnvoller ist er doch als all die anderen riesigen Theorieberge, die man sonst zu hören bekommt. Ich kenne selbst eine Tiertrainerin, die ihren Kunden rät, den Hund wild mit Futter zu mästen, jedes Mal, wenn er einen Hund sieht, um ihn umzukonditionieren. Je nun, für Problemfälle mag das ja sinnvoll sein, wenn also der Vierbeiner richtig miese Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht hat. Aber für die anderen fragt man sich schon, warum die Trainerin einem gleich ein 10er-Abo für das Begegnungstraining verkaufen will.

Also kurz, das Fazit ist eindeutig: Das perfekte Buch, um sein Verhältnis zum Vierbeiner mal wieder in der Realität ankommen zu lassen und mit beiden Füssen auf dem Boden zu landen. Denn es ist ja wirklich oft lange nicht so schlimm wie man denken könnte.