Christina Hucklenbroich: Das Tier und wir. Einblicke in eine komplexe Freundschaft, Blessing-Verlag 2014, 365 Seiten

Christina Hucklenbroich ist Wissenschaftsredakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das merkt man auf jeder Seite: Hucklenbroich kann richtig gut schreiben, arbeitet journalistisch gründlich, kann Fakten sammeln und spannend aufbereiten, ihre Gesprächspartner zum Reden bringen und mit wenigen Sätzen porträtieren. Sie schreibt 13 Kapitel – und eigentlich 13 lange Reportagen. Das aber ermüdet auf Dauer, denn sie schreibt fast nie wissenschaftlich dicht, sondern immer journalistisch locker aufbereitet. Am Anfang war ich begeistert: Toll, wie sie die Auswüchse der Tierhaltung beschreibt, vor allem in Deutschland, aber übertragbar sicherlich aufs westliche Europa, wenn nicht darüber hinaus. Wie sie die Leute besucht, sie sprechen lässt, sei es die Hundebesitzerin, die Unmengen für ihren an Epilepsie erkrankten Mischling ausgibt, oder Swanie Simon, die die Barf-Fütterungstechnik nach Deutschland brachte, Norbert Zajac, der in Duisburg das angeblich weltweit grösste Zoogeschäft führt, oder Claudia Hollm, die den Tiertafel-Verein ins Leben rief. Hucklenbroich fragt immer beide Seiten, enthält sich völlig einer Meinung, bleibt streng objektiv.

Es gibt kaum einen Aspekt des Themas, den sie nicht behandelt, sie reist für ihre Texte kreuz und quer durchs Land, besucht die Pferdeklappe in Schleswig-Holstein (eine Koppel, auf die man Pferde stellen kann, für die man nicht mehr sorgen will/kann), einen Hundetrainer im Taunus, eine Konferenz in Berlin, eine Unternehmerin in München. Immer wieder kommt sie auf das Thema zurück, inwiefern Tiere Kind-Ersatz bieten und warum manche ihre Tiere so vernachlässigen, während andere sie völlig verhätscheln, «inklusive teurer Medikamente, Filet zum Geburtstag und Stoffmaus zu Weihnachten» und den Tierschützern in der Mitte.

Hucklenbroich gibt viele Anhaltspunkte und Denkanstösse. Doch zunehmend fand ich bei der Lektüre, sie dürfe auch mal schneller zum Punkt kommen, müsste nicht jedes Tier-Zuhause detailliert beschreiben, nicht jeden ihrer Gesprächspartner charakterisieren. Wer sich daran gewöhnen kann oder das Buch zwischendurch mal weglegt und später wieder neu anfängt, wird mit einer guten, anregenden Lektüre belohnt.