Geschrieben im März 2018

Anja Möller: Kosmos Buch Labrador Retriever, Kosmos-Verlag 2009, 330 Seiten

Wer einen Labrador hat, braucht ein Labradorbuch. Dachte ich. Aber ich bin mir nicht mehr so sicher. Denn manche wollen einen Labrador, weil sie ihn mit auf die Jagd nehmen wollen. Zu dieser Gruppe gehöre ich aber nicht. Zu dieser Gruppe scheint aber Anja Möller zu gehören, die das grosse «Kosmos Buch Labrador Retriever» geschrieben hat. Ist ja auch völlig in Ordnung, schliesslich wurde die Rasse als Jagdhunde gezüchtet, nicht als Familienhunde, denen man in der Stadt sogar das Jagen sehr gerne abgewöhnen möchte. Aber vielleicht würde es sich für Leute wie mich in seinem Grossformat und mit seinen wunderschönen Fotos besser auf dem «Coffeetable» machen als im Regal mit den Hundebüchern, die einem beim Erziehen helfen oder eben nicht. (Dumm nur, dass ich im eigentlichen Sinne auch kein Coffeetable habe, jedenfalls keinen, auf dem Bücher bloss so zur Zierde liegen.)

Anja Möller auf jeden Fall macht erstmal das, was man von einem Labrador-, bzw. einem einer spezifischen Rassen gewidmeten Buch erwarten würde: Sie schaut sich die Historie an, inklusive ihrer berühmten Vertreter, sagt, wofür die Rasse gezüchtet wurde und unterscheidet natürlich streng zwischen der Show- und der Arbeitslinie, die sie gut englisch Field-Trial-Linie nennt. In dem Kapitel ist auch meine Lieblingsdoppelseite: Nämlich das komplizierte Vererbungsschema der drei Farben. Lotte mit ihrer reinerbig schwarz vererbenden Mutter und ihrem gelben Vater würde sicherlich auch gelbe Welpen bekommen, egal, mit wem sie sich paart.

Es gibt auch das übliche Welpenkapitel, das aber schon im Umfang weit hinter dem der «Klassischen Retrieverarbeit» zurückbleibt, bei dem auch die Damen und Herren auf den Bildern in schnieker, englischer Jagdbekleidung zu sehen sind (und mir das Identifizieren ein wenig erschweren). Hier wie beinahe überall sonst im Buch ist der perfekt trainierte, man möchte fast sagen gedrillte Hund das Ziel, der Champion wird auf Zuchtschauen oder perfekt bei der Dummyarbeit ist. Ja, es gibt auch das Kapitel «Multitalent mit vielen Fähigkeiten und Facetten» und die über die richtige Ernährung, richtige Pflege und über Gesundheit. Aber weil – bei der Rasse logisch – das Ziel immer ein wenig mit englischer «Stiffness» gesehen und vor allem auch so formuliert wird, behaupte ich: Ich hätte das Buch eigentlich nicht gebraucht. Nicht mal auf dem «Coffeetable».