Geschrieben im Juni 2017
Das Piemont ist wunderschön. Am schönsten daran: Dort, wo wir untergekommen sind, ist es nicht dicht besiedelt. Kleine Felder, Büsche, Wälder, Dörfer und Gehöfte wechseln sich in der Landschaft ab und bilden ein Patchwork, das sich die Hügel hinaufzieht. Dazwischen kleine Strassen und lustige Feldwege. Und in alldem: Überall Insekten, Rehe, Fasane. Eine Traumlandschaft für kleine Hunde, die endlich mal ihre Freiheit geniessen wollen. Die zündende Idee kommt gleich am ersten Tag: Sie läuft frei, zieht aber ständig die Schleppleine hinter sich her. So kann ich sie leichter fangen und mich im Notfall auch mal auf die Leine stellen. Aber sie stört Lotte nicht, wenn sie durch das Gras läuft.
Man meint sie jubeln zu hören, wie sie so herumfetzt. Hier mal schnuppern, diese Früchte kauen, da ein Loch buddeln. Nirgendwo Plastikfetzen, Getränkedosen, weggeschmissene Apfelkitsche. Nur Natur. Und – der Maulbeerbaum. Maulbeeren findet sie grossartig. Hier funktioniert der Rückruf nur bedingt. Maulbeeren sind besser als jede Leberwurstpaste, jedes Welpenknöcheli und was es an Leckerlis noch in der Tasche gibt. Aber sonst: Eine Wonne, dem Hundewelpen zuzuschauen. Lotte rast vor und zurück, sucht und macht – und schaut immer wieder, wo ich bleibe. Wenn ich sie rufe, kommt sie sofort. Naja, meistens. Aber ich habe überhaupt keine Angst, sie könnte verschwinden, so wie sie angeschossen kommt, wenn ich mal nur um die Kurve verschwunden und aus ihrem Blickfeld bin. Manchmal jagt sie wie verrückt nach vorne und nach hinten, saust an uns vorbei wie eine Irre. Ein Bündel schwarzes Fell und pure Lebensfreude. Es sind Ferien. Für alle.