Das viele Auf und Ab ermüdet. Eine kleine Raststelle an einem ehemaligen Badeort, von dem aber nicht mehr sehr viel zu sehen ist, bietet sich an für eine grössere Pause. Dann ändert sich der Weg deutlich, führt über einen grösseren Weg ein wenig hinauf, wir sind froh darum, wieder ein wenig ausschreiten zu können. Dann fängt das Auf und Ab wieder an, zunächst breiter, dann schmaler, aber immer als deutliches «Auf» und als deutliches «Ab» zu erkennen. Bis wir endlich an der Schattenmühle ankommen. Hier erwartet uns eine Überraschung. Denn es gibt zweierlei Unterkunftsarten: ein grösseres Hotel mit Restaurant – und eine ganz kleine Pension, die von einer alten Dame geführt wird. Wir stärken uns im Restaurant, das heisst: Ich stärke mich, und Lotte liegt wie erschossen auf dem Boden. Dann ein paar Meter zurück in die Pension im Bauernhof, die uns zu einer Zeitreise einlädt. Ein Zimmer wie aus den 50er-Jahren. Das Tollste: Das Schild im Bad: «Bitte haben Sie Verständnis, dass ich für das Duschen DM 2.- berechnen muss.» Ich glaube es nicht, aber ich habe es fotografiert, es stimmt. DM 2.-. Seit wievielen Jahrhunderten gilt das nicht mehr?

Es ist tragisch: In jungen Jahren hat die Wirtin mit ihrem Mann den Bauernhof hier unten bewirtschaftet, eine riesige Scheune zeigt, wie gross der Hof einmal war und wieviel Arbeit das machte. Jetzt zeigen zwei Urkunden noch, wie lange die beiden Mitglied im Schwarzwaldverein waren – sehr, sehr, sehr lang. Das Frühstück mit Kännchen Kaffee und Brötchen, serviert im Wohnzimmer. Zum Dank reisst Lotte den Tisch um, an dem ich sie angeleint habe. Ach ja, in der Wutachschlucht, in der Schattenmühle ist wirklich Zeitreise angesagt. Handyempfang gleich Null. Und die Leute im grossen Restaurant nebenan sind am Telefon äusserst wenig hilfsbereit, wie mein aufgeregter Mann feststellen musste, der mit mir Kontakt aufnehmen wollte und nicht konnte. Am nächsten Morgen liefen wir aus dem Tal hinaus, jedenfalls mal kurzfristig. Da wurden mir all die Anrufe angezeigt, die er am Abend vorher getätigt hatte.

Der Weg geht weiter durchs Wutachtal, bis die sich, flussaufwärts gesehen, in Haslach und Gutach teilt und nicht mehr so enge Schluchten geschlagen hat. Der Weg steigt vor Lenzkirch hinaus aus dem Tal, aber durch die Haslachschlucht, die sich auch sehen lassen kann. Und in der wir einer freundlichen Frau mit Hund begegnen. Die beiden Hunde spielen miteinander, dann gehen Lotte und ich weiter. Plötzlich kommt uns der andere Hund hinterhergerannt; mein Rufen hört die Frau nicht mehr. Wir wollen weitergehen, aber der andere umtänzelt Lotte wie ein Bär den Honigtopf. Ich weiss nicht was tun. Lotte ist brav, es ist nicht ihre Schuld, aber der andere wird zunehmend aufdringlich. Nicht gefährlich, das nicht, aber er weicht Lotte nicht von der Seite. Sie wird nervös, ich werde es auch. Irgendwann mal kommen andere Leute mit Hund; zum Glück folgt der Aufdringliche ihnen wieder zurück –in Richtung seines Frauchens. Gut so.

Als wir in Lenzkirch ankommen, sind wir erledigt. Dabei war unser Weg heute gar nicht so lang. Aber wie man mit aufdringlichen Hunden umgehen soll, das weiss ich eben trotzdem nicht.

Der Schluchtensteig im Internet: www.schluchtensteig.de

Hotel Schattenmühle: http://www.schattenmuehle.de

Bauernhof Schattenmühle: http://www.schattenmuehle.com